Seckau
Bezirk Murtal

Jubiläumsjahr 2018 der Diözese Graz-Seckau: Das Murtal setzt Auftakt und Schlusspunkt

Der Murauer Thomas Bäckenberger (56) ist Wochenendpendler. Sein Arbeitsplatz: Die Diözese Graz-Seckau. Seine Aufgabe: Gesamt-Koordinator für das 2018 stattfindende Jubiläumsjahr „800 Jahre Diözese Graz-Seckau“, offiziell bezeichnet auch als „Generalsekretär für den Weg 2018“. Er gilt als Mann „für besondere Aufgaben“, hatte nicht nur den Papst-Besuch in Mariazell organisiert sondern betreut seit 2002 auch die steirischen Pfarrverbände und Pfarrgemeinderäte. Mittlerweile steht er seit 30 Jahren im Dienste der Diözese und liebt es, sich Herausforderungen zu stellen. „Wir sollten in den einzelnen Regionen auch in der Kirche großräumiger denken, also buchstäblich über den eigenen Kirchturm hinausschauen“, ist er überzeugt. „Orte der Nähe und Räume der Weite – wir brauchen beides“, so Bäckenbergers Credo. Für’s Jubiläumsjahr, das auch im oberen Murtal wichtige Schauplätze haben wird, lautet seine Losung: „Mit den Menschen ins Gespräch, neue Kooperationen finden und bunte Allianzen schmieden!“ Das folgende Interview haben wir mit Thomas Bäckenberger in Seckau geführt, wo derzeit die Sanierungsarbeiten an der Basilika mit Hochtouren laufen.

 

2018 ist nicht nur für die Diözese Graz-Seckau ein besonderes Jahr, sondern auch für das Stift Seckau, das Ausgangspunkt für deren Gründung war.

Das ist richtig. Seckau nimmt in der 800jährigen Geschichte der Diözese eine besondere Stellung ein. 1218 gründete der Salzburger Erzbischof Eberhard II. das Bistum Seckau, das damit nach Gurk (1072) und Chiemsee (1215) das dritte Salzburger Suffraganbistum war. Seit dem Jahre 1856 ist die Diözese mit den Grenzen der heutigen Steiermark ident. Ohne Übertreibung können wir heute Seckau als die Wurzel des steirischen Katholizismus bezeichnen.

Dieses Jubiläumsjahr hat damit für Seckau selbst eine große Bedeutung ?

Seckau wird auch als „Wiege der Diözese“ bezeichnet. Das hängt nicht nur mit der 1218 auf Veranlassung von Papst Honorius III. betriebenen Errichtung der Diözese zusammen.  Als „Dom im Gebirge“ war die Seckauer Stiftskirche bis zur Aufhebung durch Kaiser Joseph II. Kathedralkirche der Seckauer Bischöfe. Die bewegte Geschichte des ehemaligen Chorherrenstiftes und der jetzigen Benediktinerabtei hat in den letzten Jahren in unserem einzigartigen romanischen Gotteshaus erhebliche Schäden zutage treten lassen, die einer gründlichen Renovierung der Basilika bedürfen.

Die laufenden Sanierungsarbeiten sind demnach ein Teil der Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr ?

Ja, denn im Hinblick auf das kommende 800jährige Bestandsjubiläum der Diözese Graz-Seckau wird eine umfangreiche Restaurierungsarbeiten vorgenommen, um die Basilika wieder in neuem Glanz erscheinen zu lassen. Dabei kommt uns großzügige Hilfeleistung seitens der Diözese, des Landes Steiermark sowie des Bundesdenkmalamtes zuteil. Dennoch bleibt natürlich auch für die Abtei Seckau ein für ihre wirtschaftlichen Verhältnisse beträchtlicher Teil an finanziellen Mitteln aufzuwenden, um alle geplanten Vorhaben zu realisieren.

Wie hoch sind die Sanierungskosten und was wird alles erneuert ?

Die Gesamtsumme der Kosten beläuft sich auf mehr als 2,3 Millionen Euro, für die verschiedene Institutionen aufkommen. Die Diözese leistet einen Beitrag von 760.000 Euro, das Land Steiermark von 690.000 Euro. Abtei und Pfarre selbst werden 530.000 Euro aufbringen, während von Bund und Denkmalamt rund 300.000 Euro in Aussicht gestellt wurden. Was damit geleistet wird, ist ziemlich umfangreich und reicht von der Reinigung und Auffrischung der Gewölbe- und Putzflächen, der Sanierung der Hauptportale, aller Gitter und Metallgegenstände bis zur Reinigung, Trockenlegung und Instandsetzung des Steines, der Eindämmung von Schimmel- und Holzwurmbefalles bis zur Restaurierung des gesamten Inventares. Natürlich ist dabei auch die Reinigung und Restaurierung des Habsburger-Mausoleums einbezogen.

Seckau wird Ausgangspunkt der 800-Jahr-Feier der Diözese sein. Was wird da auf uns zukommen ?

Bis Ende November wird sich die Basilika im neuen Glanze präsentieren, um zeitgerecht für den Beginn des Jubiläumsjahres gerüstet zu sein. Dieses startet am 3. Dezember mit einer Festmasse, die Bischof Wilhelm Krautwaschl halten wird und die ein großes gesellschaftliches Miteinander werden wird.

Was erwartet uns im Jubiläumsjahr selbst ?

Auf den Punkt gebracht werden es in den acht Regionen acht Bühnen, fünf Ausstellungen, 80 Veranstaltungen und ein Jubiläumsfest sein. Zentrales Motto dabei ist „Zukunft säen“, wir setzen dabei auf Fragen, die die Zukunft der Kirche, aber auch der Gesellschaft betreffen. „Umbruch und Erneuerung“ heißt das Thema, mit dem man sich 2018 in einer Ausstellung in Seckau von April bis Oktober 2018 beschäftigen wird. Bis heute strahlt der „Dom im Gebirge“ zeitlose Spiritualität, Geist und übernatürlich Dichte aus. Die Kirche ist aber auch ein stummer Zeuge eines immer wiederkehren Auf und Ab der Glaubensgeschichte unseres Landes. Geist und Erneuerung sind an diesem Ort buchstäblich eingeschrieben und daher lautet auch die Frage: Was kann Seckau für morgen erzählen ?

In der Kirche selbst sind ja einige Strukturveränderungen geplant, die ebenfalls im Jubiläumsjahr stattfinden werden ?

Ja, ab Herbst 2018 werden die Dekanate aufgelöst. An ihre Stelle treten acht Regionen, die jeweils von einem Team von drei Regionalkoordinatoren geleitet werden, die sowohl Priester als auch Laien sind. Wir wollen uns mit dieser strukturellen Veränderungen an die Regionen des Landes anpassen und erhoffen uns eine bessere Koordination der Seelsorge, aber auch ein bunteres Angebot für verschiedene Zielgruppen. Eine dieser Regionen werden die Bezirke Murtal und Murau sein. Darunter stehen die Pfarrverbände, in denen den Laien noch mehr Verantwortung gegeben werden soll.

Ist für diese Maßnahme auch der immer wieder zu hörende Priestermangel schuld ?

Ja, wenn man in alten Kategorien denkt, leidet die Obersteiermark tatsächlich unter einem nicht unbedeutenden Priestermangel, dem wir durch die Schaffung von Pfarrverbänden entgegentreten wollen. Jüngstes Beispiel dafür sind Stadl und Murau, zwei Pfarrverbände mit sieben Pfarren, die nun seit 1. September vom Murauer Pfarrer Thomas Mörtl geleitet werden. Es ist dies die jüngste große Lösung, die getroffen wurde.

Das Murtal ist nicht nur Ausgangspunkt des Jubiläumsjahr sondern wird auch den Schlußpunkt setzen ?

Gewissermaßen ja, denn am 1. September 2018 ist die Aufstellung eines Jubiläumskreuzes am 2.018 Meter hohen Himmelkogel im Triebental in Hohentauern geplant. Dieses Kreuz wird künstlerisch gestaltet und im Rahmen einer Open-Air-Veranstaltung bei der Berger-Hube auch Schauplatz der Aufführung der „Schöpfung“ von Joseph Haydn mit den Grazer Kapellknaben unter der Leitung von Matthias Unterkofler sein. Außerdem wollen wir an diesem Tag einen aus Steirern bunt zusammengesetzten Chor zur Teilnahme an dieser Aufführung ins Leben rufen.

Waldhuber